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Make America white again

  • Writer: Beat Ammann
    Beat Ammann
  • Mar 26
  • 5 min read

Updated: Apr 3

 

Böse und Dumme

 

Früh in meinem beruflichen Leben habe ich gelernt, dass die Aussage: «Schlimmer kann’s nicht werden», falsch ist. Das erfuhr ich damals anschaulich im Sudan, als das Land 17 Jahre Bürgerkrieg hinter sich hatte und versuchte, sich aufzurappeln. Unterwegs im Sudan zu sein, zählte zu meinen mehr abenteuerlichen Reisen als Korrespondent in Afrika, durch endlose Landstriche ohne geteerte Strassen, ohne nennenswerte Regierung, wo der Schalterbeamte in der Bank nicht wusste, wie der Wechselkurs zum Dollar stand, weil die Zentrale 1000 Kilometer weit weg und das Telefon kaputt war.

 

Aber, das erfuhr ich damals auch, die Leute sind im Grunde wunderbar. Es war alles höchst anstrengend und beschwerlich, aber letztlich kein Problem. Immer jemand da, die oder der hilft... Klar, Zeit muss man schon haben, und Geduld, Geduld, dann nochmals Geduld: entspannen, hinnehmen, sich ab- und hineinfinden ins lokale Leben, Tee trinken, immer wieder gut gesüssten Minzentee trinken, und reden, plaudern, erzählen, zuhören, hinhören. Sich nicht stressen lassen, bloss weil man nicht weiss, wann man wo sein oder ankommen wird, sondern sich treiben lassen. Genau dafür müsste man eigentlich auf Reise gehen wollen, nicht wahr?

 

Hier in Amerika ist’s natürlich anders, aber unten oder hinten sind eben doch wieder die Leute, vielleicht nicht gerade wunderbar, ... obwohl, wer weiss, man trifft sie im Naturzustand eher nicht. Man erfährt sie anders, wenn sie mit Mobiltelefon und SUV daher kommen, nicht so elementar wie im Sudan. Und nicht zu wissen, rsp., nicht wissen zu können, wie der Wechselkurs ist, trägt vielleicht zur Lebensqualität bei, obwohl im Sudan von Lebensqualität im herkömmlichen Sinn keine Rede sein kann. Jetzt meint hier jede und jeder, dank X, Facebook, TikTok etc. alles zu wissen, immer. Und dann kommen Kommunikationsgenies wie Trump und viele Podcaster daher, die aufbauschen, verdrehen, lügen, verleumden, ausschlagen, um sich treten... Anfangs mag das für kurze Zeit sogar unterhaltend gewesen sein, aber natürlich längst nicht mehr.

 

Stimmt schon, 49% haben den Orangenen nicht gewählt, aber der Typ ist ja so primitiv, dass er auf seltsame Weise entwaffnend ist. Kein Argument hilft. Wahrheit ist irrelevant, Werte austauschbar. Der Mann ist sich echt und wirklich gewiss, dass er der Beste, Grösste, allwissend Stärkste ist, mit dem Längsten sowieso... Macht korrumpiert, aber besser noch ist der Spruch aus «Dune», wonach Macht die Korrumpierbaren anzieht. Über die Jahre hat Trump ein halbes Universum mit Korrumpierbaren angefüllt, die nun Macht haben. Das heisst nicht – siehe oben über das Natürliche in den Leuten -, dass seine Wählerinnen und Wähler alle in diese Kategorie fielen.

 

Miss Alexis hat Trump nicht gewählt. Sie ist eine Angestellte in einem Recreation Center in Washington, DC. Rec Centers sind städtische Einrichtungen mit Freizeitangeboten für alle. Sie sind unterschiedlicher Qualität, manchmal mit Schwimmbad, Sporthalle, Fitnessraum, Kinderspielplatz, Football-Feld etc., alles öffentlich und gratis, mit Kurs-Angeboten, Computern. Zusammen mit den öffentlichen Quartierbibliotheken bilden die Rec Centers eine für viele Bewohnerinnen und Bewohner essenzielle soziale Infrastruktur. Viele kommen her, um sich aufzuwärmen oder abzukühlen, je nach Jahreszeit.

 

Die 14jährige Tochter von Miss Alexis wurde kürzlich nahe der Rhode-Island-Avenue-Metrostation von 4 Mädchen und 2 Buben spitalreif geschlagen, allem Anschein nach einfach so, zum Spass, sozusagen; Rucksack geklaut natürlich auch. Miss Alexis – eine Schwarze – hat garantiert ihr Leben lang nie auch nur daran gedacht, einen Republikaner zu wählen.

 

So, und nun hat Miss Alexis erfahren, dass hier NICHTS funktioniert. Ihre Worte! Sie ist auf 180!!! Sie wartete im Notfall des hochberühmten hiesigen Kinderspitals 7 Stunden, ehe ihr Kind auch nur aus dem Wartsaal geführt wurde. Eine Klage gegen die Rädelsführerin konnte sie nicht einreichen, da diese minderjährig ist. Wer die Eltern sind, dürfen die Behörden ihr nicht sagen. Die Rädelsführerin trägt einen GPS-Sender am Knöchel, ist somit aktenkundig. Und das in Washington, wo die Demokraten seit dem Big Bang allein regieren.

 

Laut Angaben der Verkehrsbetriebe fahren mehr als 70% aller Passagiere im Bus schwarz. Kein Witz. Kannst man ohne jedes Risiko: Keine Kontrollen, null. In der U-Bahn mussten die Verkehrsbetriebe die Drehkreuze für viel Geld durch Glasscheiben ersetzen, weil so viele Leute sich durchzwängten oder drüber sprangen, um schwarz zu fahren. Man kann immer noch über die mannshohen Scheiben klettern, muss zu diesem Zweck aber erst auf den Automaten steigen. Das geht. Kürzlich gesehen in meiner Station. Auch mit dem Auto geht eigentlich alles; keine Kontrollen, null, nur fixe Kameras, und jeder weiss, wo die sind.

 

Während des Gesprächs mit Miss Alexis musste ich mir dauernd auf die Lippe beissen, um nicht zu sagen: «Now you know why people vote Trump.» Oft eben nicht, weil Trump Trump ist, sondern weil er nicht Biden, nicht Kamala und nicht Hillary ist. Es gibt immer nur zwei zur Auswahl. Und das Dreckspack der Republikaner hat es geschafft, alle und jede Verantwortung für hiesige Zustände auf das Idioten-Pack der Demokraten abzuschieben. Diese sind – so sehen das viele Wählende - primär damit beschäftigt, katholisch-konservativen Latinos einzureden, sie sollten sich nun Latinx nennen, damit die fünf Latino/-a-Transvestiten sich nicht ausgeschlossen und diskriminiert fühlen.

 

Die Angehörigen des Idioten-Packs sind – natürlich vom Dreckspack meinungsmässig verdreht – synonym geworden dafür, dass Männer Frauen im Frauenboxen ko. schlagen dürfen. Sie fechten dafür, dass es gefühlte 7 Geschlechter gibt. Diese «woke» Schrott ist zumindest hier längst bis in die unteren Schulklassen durchgesickert: Zehnjährige Mädchen diskutieren darüber, ob sie lesbisch oder non-binary seien. Man kann sich vorstellen, wie derlei in Gebieten ankommt, die keine liberalen Enklaven sind wie die Hauptstadt... Unter anderem deswegen sind die Demokraten für viele keine Alternative zu den Republikanern.

 

Dann kommt noch der allgegenwärtige Rassismus dazu. MAGA begann unter Obama, und ‘great again’ meinte ursprünglich ‘white again’, im Weissen Haus sowieso, und überhaupt. Davon ist nie die Rede, aber wer angesprochen sein will in dieser Hinsicht, hört die Botschaft seit Obamas Zeiten klar und deutlich. Die Demokraten haben viel zu viel Verständnis für die Schwarzen, in den Augen des Dreckspacks. Dabei gibt es doch schon zwei schwarze Senatoren, einen Demokraten und sogar einen Republikaner: Zwei von hundert: Das muss doch genügen!!!

 

Trump ist der Besen, mit dem viele, die sich seit Jahrzehnten vernachlässigt und beschissen fühlen – ob mit guten Gründen oder ohne -, den Stall ausgemistet sehen wollen. Dabei wissen, behaupte ich, die meisten, dass das mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht gut kommen wird. Doch die destruktive Energie im System ist zu gross, als dass moderates Vorgehen viel Rückhalt fände. Erst mal alles kaputt machen kann so schlecht doch nicht sein!!! Die Amis sind bekannt dafür, sich neu zu erfinden, Neues aufzubauen. So sehen sie sich auch selbst. Daher ist Trump’scher Ramba-Zamba für Viele wenn nicht notwendig, so jedenfalls nicht zum Fürchten.

 

Nicht besonders rational, klar, aber «rational» ist überbewertet oder, genauer gesagt, ein Luxus. Wer sich leichtsinnigerweise daran gewöhnt hatte, versteht zur Zeit die Welt nicht mehr. Andere sehen, was geschieht, als Rückkehr zum Normalzustand

 
 
 

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