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Amerika auf dem Weg in die Autarkie

  • Writer: Beat Ammann
    Beat Ammann
  • Apr 3
  • 3 min read

Updated: Apr 7

 Trumps Rezepte aus dem vorletzten Jahrhundert

  

Nun wissen wir endlich, wie hoch die Zölle sein werden, die Präsident Trump erhebt, um die privaten Firmen dazu zu zwingen, in den Vereinigten Staaten zu produzieren. Dabei ist das vom Ziel gemalte Bild, wie immer bei Trump, ein Klecks, ohne Nuancen und Schattierung. Die Rede ist nicht davon, High-Tech-Produktion «zurückzuholen», sondern generell die Weltwirtschaft im Interesse der USA umzukrempeln. Somit sollen auch die Textilfabriken aus Bangladesh nach Amerika umsiedeln. Deren Vorläufer säumten im 19. Jahrhundert den Broadway in Manhattan.

 

Die Sprecher Trumps, etwa der für den Handel zuständige Minister Howard Lutnik, singen ein Klagelied darüber, wie die USA von ihren Handelspartnern jahrzehntelang ausgenutzt, übers Ohr gehauen und geschröpft worden seien. Das steht in niedlichem Kontrast zu den üblichen Selbstdarstellung Amerikas, wonach das Land das beste, reichste, stärkste, innovativste und mächtigste in der Geschichte der Menschheit ist.

 

Nun sollen die amerikanischen Konsumenten also für alles erst einmal höhere Preise bezahlen, denn das ist die Kehrseite davon, die in Jahrzehnten dank Globalisierung gewachsenen internationalen Lieferketten zu zerreissen. Sie sollen - als Arbeitnehmer - auch tiefere Löhne beziehen, denn anders lassen sich Turnschuhe, billige Möbelstücke und künstliche Weihnachtsbäume im Hochlohnland Amerika nicht produzieren


Es ist legitim, die Globalisierung und deren Wirkungen in Frage zu stellen oder gar demontieren zu wollen. Mit seinen umfassenden, als Strafe und Mittel der Erpressung gedachten Zöllen signalisiert Trump, dass er an Autarkie glaubt. Möglichst alles soll in den USA produziert werden. Früher hiess derlei Import-Substitution. Diese ist, vor allem in der einstigen Dritten Welt, unzählige Male in Stellung gebracht worden - und hat nie funktioniert –, siehe zum Beispiel Argentinien und viele Länder in Afrika.

 

Diese Politik ist immer auch verbunden mit unbeschränkten Möglichkeiten zu Manipulation und Korruption – genau, was Trump frommt, sieht er sich doch als Ober-Geschäftemacher. Er kann in privaten Gesprächen hier einen Nachlass anbieten, dort zusätzliche Zölle oder Auflagen androhen. So funktioniert in seinen Augen die Welt, und er fühlt sich dazu berufen, Gewinner und Verlierer zu bestimmen.

 

Das ist also das Rezept, das Trump der ökonomisch und technologisch führenden Wirtschaft des Planeten verschreibt: rabiater Protektionismus. Und dies an der Schwelle zu einem neuen Schub von Automatisierung, die von Künstlicher Intelligenz zu erwarten ist. Wenn Trump ein Handelsbilanzdefizit sieht, weiss er sogleich, dass Handlungsbedarf besteht. Aber nicht im Sinne freieren Handels, sondern hin zu einer Abschottung Amerikas. Auf dem Weg zu einem Amerika, das wieder mehr T-Shirts und billige Schuhe produziert, nimmt der Präsident das Risiko in Kauf, die Wirtschaft in eine Rezession zu drängen. Es wäre die erste in Amerika, die je auf so eklatante Weise von einem einzigen Politiker verursacht worden wäre.

 

Man kann wählen zwischen ökonomischer Ignoranz oder blosser Verblendung, um abzuwägen, warum Trump mit seinen Zöllen ein solch hohes politisches Risiko eingegangen ist. Es ist völlig ausgeschlossen, dass in nennenswerter Zahl moderne Fabriken aus dem Boden schiessen, ehe in 19 Monaten die nächsten Kongresswahlen stattfinden. Das verheissene Paradies mit Jobs im Überfluss, billigeren Lebensmitteln und Konsumgütern sowie einem Staatshaushalt, der dank Zolleinnahmen saniert ist, wird kaum schon erreicht oder auch nur absehbar sein. Hingegen sind die Chancen beträchtlich, dass die Republikaner wegen einer Rezession und wuchernder Vernichtung von Wohlstand die Mehrheit in einer oder beiden Kammern des Kongresses verlieren.

 

Ist alles nur Imponiergehabe von Big Boy Bully Trump, und die Zölle werden in ein paar Tagen oder Wochen wieder abgeschafft? Das ist deswegen unwahrscheinlich, weil Trump danach als Bully nicht mehr ernst genommen würde. Zudem verrät die neue Wirtschaftspolitik so viel faktenfreie Gesinnung und Ideologie, dass dahinter ein Überzeugungstäter stehen muss. Dieser betrachtet sich als der grösste amerikanische Präsident aller Zeiten, mit Ausnahme von George Washington... Dieser war Geburtshelfer der USA, Trump hingegen wirkt wie ein unzurechnungsfähiger Brandstifter.

 
 
 

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